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Welt des Friedens von R.Daniel

Titel: Welt des Friedens – Wie viel bist du wert?

Autor: Rose Daniel

Verlag: RoseRedVerlag

Seiten: 481

Taschenbuch

Dilogie: Welt der Aufruhr (Band 2)

 Klappentext
Amalia Thomson lebt in einer Welt ohne Grenzen, dafür jedoch der ständigen Überwachung. Mit drei Jobs auf drei Kontinenten verstreut, versucht sie, ihren sozialen Wert hoch genug zu halten, um sich und ihre kranke Mutter über die Runden zu bringen. Denn Geld existiert in Amalias Realität nicht mehr. Der Social Value des Menschen ist die neue Währung, die Gerechtigkeit und Frieden für alle verspricht. Wer für die Gesellschaft jedoch wertlos wird oder gegen die Regeln verstößt, muss seinen Platz auf der Erde räumen. Wer noch brauchbar ist, landet im Human Recycling Center und wird als Keeper der Neuen Welt zur Marionette der Regierung ausgebildet.
Amalias trister Alltag wird durch eine zufällige Begegnung mit der Vergangenheit auf den Kopf gestellt. Die Gegenwart führt sie zu der Liebe ihres Lebens, doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihrer Zukunft. Ihr liebster Mensch wird wertlos, während ihr Wert sich verhundertfacht. Aber das hat seinen Preis, und den ist Amalia nicht bereit zu zahlen.

„Du weißt nicht, wie oft ich ihn angefleht habe, sich unsertwegen anzupassen. Deinetwegen! […] Aber er hat mir immer nur die gleiche Antwort gegeben: Dass die Gesellschaft nicht zu entscheiden habe, wie viel er wert sei. Seinen Wert hätten nur die Menschen zu beurteilen, die ihn kannten.“ (S. 80)

 

Ich hatte wirklich große Lust auf dieses Buch und auch große Hoffnungen auf einen einzigartigen, unterhaltsamen Roman. Die Idee, daß Menschen nach ihrem sozialen Wert beurteilt werden, ist nicht neu, und bei weitem keine Dystopie mehr. In der Zeit von Amilia Thomson ist sie ein wahr gewordener Traum, denn es herrscht Frieden auf der Welt, alle Grenzen sind offen und jeder kann leben und arbeiten, wo er möchte.

Amalia arbeite in einem Labor in Chicago, in einer Bar im arabischen Raum und Sonntags in einem alten Kino in Berlin, wo sie auch lebt. Niemand darf wissen, daß sie all dies auf sich nimmt, um ihre Mutter mit Medikamenten zu unterstützen. Denn ihre Mutter hat Lungenkrebs im dritten Stadium und kann keiner Arbeit mehr nachgehen. Dementsprechend kann sie ihren sozialen Wert nicht aufrecht erhalten und müßte eigentlich eingeschläfert werden. Daß Amalia das nicht zulassen kann, ist keine Frage.

 

Anfangs dachte ich, Amalia wäre eine mutige Frau, die illegal ihre Mutter am Leben erhält, weil sie gegen das System ist, ihre Mutter liebt und alles für sie tun würde. Und daß sie ihre Mutter liebt, ist gar keine Frage, und daß sie alles für sie tut, zeigt ihr hektisches Leben. Doch wenn man etwas Illegales tut, sollte man es im Geheimen machen und nicht Leuten vom Leiden der Mutter erzählen, die einen erpressen könnten.

Wenn man dann noch die Chance bekommt, sein eigenes Leben zu verbessern, oder in dieser Welt eben mehr Wert zu haben, sollte man diese nutzen, selbst wenn missgünstige Kollegen Gerüchte in die Welt setzen. Anstatt die dringend benötigte Beförderung abzulehnen, hätte Amalia ihren Kollegen zeigen sollen, daß sie mehr wert ist als sie annehmen, und es im Labor einfach drauf hat. Stattdessen feuert sie die Gerüchte durch ihr Verhalten nur noch mehr an.

 

Doch dann lernt sie durch Zufall Erik kennen, der ihr ein Lächeln auf die Lippen zaubert und einen Glanz in ihren Augen hinterläßt. Selbst ihre Mutter sieht ihr an, wie glücklich sie ist und beschließt, ihre letzten Wert gegen einen Talisman einzutauschen. 

 

„Ich bin doch nur noch eine Last. […] Ich will, dass du dein Leben frei gestalten kannst und dass deinem Glück nichts im Weg steht.“ (S. 205)

 

Doch anstatt sich von ihrer Mutter zu verabschieden, klammert sich Amalia wie ein trotziges Kind an dem Leben ihrer Mutter fest und versucht sie um jeden Preis zu retten. Ihr Verhalten ist einfach übertrieben. Vielleicht bin ich auch einfach zu rational und herzlos, denn meine Vorwürfe gelten in diesem Fall vor allem der Mutter, die die Möglichkeit hat, sich einschläfern zu lassen, um ihre Tochter zu entlasten und stattdessen Amalia noch die Möglichkeit einer „Rettung“ gibt.

 

Obwohl so viel Zeit in die Welt investiert wurde, fallen doch immer wieder Unstimmigkeiten auf. Es fängt mit der Krebserkrankung der Mutter an: alle Grenzen wurden beseitigt und in einer Minute können die Menschen von einer Stadt auf einen anderen Kontinent reisen; die Partikel der Menschen lösen sich auf, ganz wie beim Beamen. Und niemand hat es geschafft, die DNA der Menschen manipulieren zu können um Krebs zu heilen? 

Als nächstes Amalias Arbeit im Kino: Dort laufen Retrofilme wie Tribute von Panem. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß massenweise Leute in 200 Jahren sich noch solche Filme anschauen wollen. Oder Beatles hören. Oder die Rolling Stones auf einer Hochzeit spielen. Wir hören schon in unserer Zeit keine Musik von vor 200 Jahren und Tribute von Panem würde ich jetzt nicht zu einem Meisterwerk zählen, das es lohnt weit in der Zukunft noch anzuschauen.

 

Aber das sind Kleinigkeiten, die mein Gehirn fragwürdig fand, währen Amalia das Leben aller Menschen in ihrer Umgebung aufs Spiel setzt, um ihren Willen durchzusetzen. Da frage ich mich doch, wer in dieser Geschichte wirklich der Böse ist. Trotz des Cliffhangers am Ende hat mich Amalia nicht genug fesseln können, um Band zwei lesen zu wollen.

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