Titel: Don Sullivan
Autor: Kathrin Schobel
Verlag: Talawah Verlag
Seiten: 453 + ausführliche Songliste
Taschenbuch
Klappentext
„»Das ist eine lange Geschichte.«
»Ist sie spannend?«
»Ziemlich.«
»Sterben Menschen?«
»Einige.«
»Geht sie gut aus?«
»Ich denke schon.«“ (S. 446)
Was habe ich hier gerade gelesen? Bis ungefähr 100 Seiten vor Schluß habe ich mir diese Frage mehrmals gestellt. Dabei ist es weder obszön oder ekelerregend, sodaß diese Frage vielleicht entsetzt ausgesprochen worden wäre. Es ist einfach so viel passiert, daß ich es kaum fassen konnte, und verstanden habe ich es auch nicht so recht. Und doch konnte ich das Buch nicht beiseite legen - selbstverständlich wegen Don Sullivans gutem Aussehen und außergewöhnlich charmanten Gebahren. Da kann ich fast schon darüber hinwegsehen, daß er sich in einem Satz immer als erstes nennt.
„»Nein. Ich und Beast-«
»Beast und ich, wie oft noch,« unterbrach mich Jaspal.
So lange, bis ich finde, dass es natürlich klingt, mich nicht an den Anfang zu setzen, dachte ich genervt, kam aber nicht dazu, es laut auszusprechen.“ (S. 16)
Don Sullivan ist Kopfgeldjäger in einer Welt, die aus viel Sand besteht, und ihn zu einem waschechten Cowboy macht. Mit zwei Lieblingsrevolvern und verwegener Frisur. An seiner Seite sein bester Freund Beast, der massiv und handzahm ist, und sein Chef Jaspal, die die beiden Männer fest im Griff hat. Als eines Tages ein schwarz gekleideter Mann aus der Wüste vor Jaspals Bounty Service erscheint, mit einem Pferd, das größer ist als Beast, sind alle drei gleichermaßen beeindruckt und ebenso beunruhigt. Sie bekommen einen Steckbrief, eine Anzahlung und machen sich auf den Weg ins nächste Städtchen, um sich Pferde zu besorgen. Und ab da geht so ziemlich alles schief, es wird verworren, abstrus und furchtbar unterhaltsam. Dons Humor ist nicht nur schräg, sondern rettet auch vor unangenehmen Erfahrungen.
„Mir war anfangs auch schlecht, aber das war auf einen Schlag verschwunden, nachdem ich darüber nachgedacht hatte, wie unästhetisch es war, sich zu erbrechen.“ (S. 99)
Auf ihrer Reise lernen die drei diverse Gestalten kennen, unter anderem einen Mann im Körper eines Jungen, eine unsterbliche Kriegerin, und East, weder Mann noch Frau, aber unheimlich und beeindruckend. Man merkt nicht mal, daß East keine Pronomen verwendet. (Mit dieser Erwähnung habe ich den Zauber vermutlich gelüftet, tut mir leid.)
Außerdem lernen die drei die Welt kennen, denn sie verlassen den Westkontinent, überqueren Ozean 8 und landen im glorreichen Osten, der voller Wunder und Fortschritt ist. Doch ob das so viel besser ist?
„Manchmal frage ich mich, ob es das wert war?
Was?
Den Sternenhimmel im Austausch für den Fortschritt.“ (S. 237)
Don Sullivan ist jede Seite wert: unterhaltsam, witzig, spannend, fesselnd, mythologisch, voller Wunder und Staunen. Alle Charaktere sind auf ihre Art interessant und das Große Ganze hat mich am Ende überrascht. Und das beste? Die Songliste unterstreicht jedes Kapitel. Anfangs habe ich mir die Mühe gemacht und in jedes Lied reingehört, doch irgendwann war ich einfach zu gefesselt von dem Buch. Achja, zu Beginn gibt es eine Karte mit Anmerkungen von Beast und Sulli. Sehr zu empfehlen!
Kommentar schreiben
Kathrin Schobel (Donnerstag, 12 Oktober 2023 11:19)
Ich weiß nicht, ob es unangenehm oder super smooth ist, wenn die Autorin als erstes was kommentiert, aber ich habe dank deiner Rezension gerade den besten Tag meiner Woche begonnen. Sulli ist ja schon was älter (das Buch, nicht der Cowboy, der bleibt für immer neunundzwanzig) und da wird man kritischer mit dem eigenen Werk. Da tut es so verdammt gut, zu lesen, wie viel Spaß du damit hattest, ich danke dir von Herzen ~