Am Anfang war …
… das Blut. Meine erste Periode bekam ich mit 13. Die schien kaum aufhören zu wollen. Ich hatte meine Tage immer sehr lange und nur kurze Pausen dazwischen, sodass meine Mama mich zum Frauenarzt mitgenommen hat. Dort wurde mir aus medizinischen Gründen eine Minipille verschrieben, die ich erst mit 30 abgesetzt habe.
Beschwerden hatte ich kaum, zumindest kann ich mich kaum noch an welche erinnern. Mit Mitte 20 habe ich am ersten Periodentag eine heftige Darmentleerung und ab und an Unterbauchschmerzen dazu bekommen. Aber Regelschmerzen sind normal, deswegen habe ich sie nie beim Frauenarzt angesprochen.
Dann kamen die Unregelmäßigkeiten
2017 hatte ich Unregelmäßigkeiten mit der Pille und dadurch vermehrt Diarrhoe und Fehltage auf Arbeit. Meine Frauenärztin meinte, das liege an meinem Stress und hat mir eine neue Pille verschrieben, die ich durchgängig nehmen sollte. Auch meine Hausärztin, bei der ich nun monatlich auftauchte, hat gesagt, das wäre normal und lege sich wieder, sobald ich eine hormonelle Veränderung, sprich Schwangerschaft, durchmachte.
Ich habe die Frauenärztin gewechselt und konnte auf hormonfreie Verhütung umsteigen. Meine Blutung war nicht besonders doll und Schmerzen hatte ich bisher auch kaum. Die Kupferspirale habe ich gut vertragen und war sehr zufrieden damit. Doch die Beschwerden wurden immer mehr. Der monatliche Durchfall hat mich so sehr beschäftigt, dass ich die anderen Schmerzen gar nicht so wahrgenommen habe. Schmerzen sind eben normal.
Ich habe meine Ernährung umgestellt und dachte, ich hätte diese Hauptbeschwerde so langsam im Griff. Doch die Schmerzen, die monatlich damit einhergingen, wurden immer stärker, sodass ich mich manchmal gar nicht mehr von der Couch wegbewegen konnte.
Anfang 2020 …
… habe ich meine Frauenärztin gefragt, ob ich denn Endometriose haben könnte. Erst hat sie es verneint, weil mein Hauptsymptom Diarrhoe ist und das eher auf eine Dysfunktion des Darms schließen lässt. Doch dann hat sie meine vergrößerte Gebärmutter erwähnt und mich vorsichtshalber an die Endometriosesprechstunde an der Charité Mitte überwiesen.
Durch Covid19 wurden diese Sprechstunden eine Weile ausgesetzt. Im Mai hatte ich die Schmerzen meines Lebens. Meine Schmerzskala hat sich an diesem Tag verschoben und ich habe meine neue 10 gefunden. Eine andere Frauenärztin hat mir erklärt, dass vermutlich eine Zyste geplatzt ist und daher die Schmerzen kommen. Sie hat auch gefragt, ob ich schon mal von Endometriose gehört hätte. Sie war die erste Ärztin, die diese Diagnose von sich aus erwähnt hat.
Eine Woche vor meinem Termin am 30.06.2020 habe ich wieder Unterbauchschmerzen bekommen, die einfach nicht weggehen wollten. Ich war nervlich am Ende und habe diesem Tag entgegen gefiebert.
Die Endometriosesprechstunde
In der Sprechstunde habe ich meine Beschwerden erklärt und wurde ausführlich untersucht. Die Ärztin hat mir dann erklärt, dass ich eine Schokoladenzyste am rechten Eierstock habe und sie mich gerne am nächsten Tag schon in den OP schicken würde, da die Zyste recht groß ist und meinen Eierstock bedroht. Die Operation wäre eine Laparoskopie, also eine Bauchspiegelung, und minimalinvasiv. Dabei würden sie gleich nach Endometrioseherden gucken und diese entfernen. Gesagt, getan.
Am 01.07.2020 wurde ich operiert und am 03.07.2020 wieder nach Hause entlassen. Ich habe Endometriose Grad 4 und Adenomyosis uteri, also auch in der Gebärmuttermuskulatur Endometrioseherde, wodurch sie größer ist als normal. Der operierende Arzt hat gesagt, dass ich einen schlimmen Befall hatte und bestimmt furchtbare Schmerzen erleiden musste. Im Nachhinein sind mir diese Schmerzen durch ihre Abwesenheit bewusst geworden. Ich hatte nicht nur Durchfall, ich hatte auch Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Geschlechtsverkehr, und so weiter.
Mir wurde ans Herz gelegt, mich um eine künstliche Befruchtung zu kümmern, sofern ich mir Kinder wünsche, denn in den nächsten 6-12 Monaten ist es wahrscheinlicher, dass ich Glück damit habe. Eine natürliche Empfängnis ist bei mir so gut wie unmöglich. So oder so sollte ich mit einer Hormontherapie beginnen. Da ich keine Kinder haben möchte, habe ich mir eine Woche nach der Operation eine Hormonspirale einsetzen lassen.
Die Reha
Für die Anschlussheilbehandlung habe ich mich für Bad Schmiedeberg entschieden und diese Entscheidung nicht bereut. Die Ärzte und Schwestern dort sind sehr nett. Die Moorbehandlungen waren sehr angenehm und ich glaube auch, dass durch das Moor meine Narben weniger wulstig sind. Die Vorträge waren zahlreich und informativ und ich werde vieles beherzigen.
Am meisten hat mir jedoch der Austausch mit anderen Frauen geholfen. Ich bin nicht allein mit meinen Problemen! Im Gegenteil, ich scheine sogar sehr viel Glück gehabt zu haben: ich hatte bisher nur eine OP, die Zeit von den Beschwerden bis zur Diagnose ist überschaubar und meine Kinderlosigkeit ist gewollt.
Und jetzt?
Ich gehe wieder arbeiten und habe kaum noch Regelschmerzen. Allerdings habe ich weiterhin andere Beschwerden, z.B. Durchfall. Es gibt kaum einen Beschwerdefreien Tag, doch ich bin dran. Ich werde den für mich besten Weg finden, mit der Endometriose und allem drum herum umzugehen und wünsch euch das ebenfalls.
Gebt nicht auf, ihr seid nicht allein!
Die grüne Ronja
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DasNiwo (Dienstag, 15 August 2023 22:13)
Kraaass, ich wäre vermutlich gestorben. �
Heftige Sache, auch das so viele Fachärztinnen und Fachärzte das scheinbar nicht auf dem Schirm haben.
Halt die Ohren steif!