Titel: Die Birkenbraut & Ihr Ungeheuer
Autor: Arianne L. Silbers
Verlag: Kampenwand Verlag
Seiten:433
gebundene Ausgabe
Klappentext
„Die Wirklichkeit war schon ein seltsamer Ort.“ (S. 234)
Onora ist ein Mädchen aus zwei Welten: ihre Mutter war eine Drune, eine sogenannte Baumhexe, und ihr Vater ist ein Clanführer der Menschen. Sie wächst nach dem Weggang ihrer Mutter in den Schatten des Clanschloßes auf, denn ihr Aussehen könnte kaum auffälliger sein mit ihren weißen langen Haaren und ihrer winterlichen Haut. Die anderen Menschen begegnen ihr mit Argwohn und Böswilligkeit.
Eines Abends flieht sie in den Wald in der Hoffnung, die Drunen zu finden. Sie hat Glück und hofft, endlich unter Gleichgesinnten leben zu können. Doch schnell wird ihr bewußt, daß sie auch in dieser Welt mit ihrem hellen Aussehen auffällt. In der Burg der Drunen lernt sie nicht nur viel über diese Wesen, die aus Bäumen entstanden sind, sonder erfährt auch einiges über das Leben und den Tod ihrer Mutter. Kein Wunder also, daß sie schnell das Misstrauen der anderen Baumhexen weckt.
„Er hatte gewusst, dass Menschlichkeit den Drunen fremd war. Dass sie in Wahrheit Bäume waren, die sich als Frauen verkleideten und Blut und Tränen fälschten, um Männer zu fangen.“ (S. 258)
Hecser ist ein sogenannter Held einer Drune, die ihn durch einen Kuss an sich gebunden hat: „Unsere Küsse haben heilende Wirkung, aber sie verbinden uns auch mit den Männern, die wir retten, sodass diese uns absolut ergeben sind und all unsere Befehle befolgen.“ (S. 59)
Er verabscheut diese Drune, aber auch alle anderen, denn sie fallen langsam dem Wahnsinn heim. Ihr Blutdurst wächst, und sie misshandeln ihre Helden. Hecser ist kein Mensch und keine Drune, sondern gehört zu den Vogelherzen. Er liebt den Wind und die Freiheit, und seinen Verstand behält er nur durch ausführliche Rachegedanken.
Er träumt von einem Mädchen mit weißem Haar, das ihn in die Freiheit führen soll. Doch als er Onora das erste mal begegnet, hat er nichts als Verachtung für sie übrig.
Es entspinnt sich eine Geschichte, die nicht nur in ein Labyrinth führt, sondern auch durch Türen, auf der Suche nach Magie und Märchen. Soweit, so gut.
Achtung, es folgen Spoiler zur Handlung!
„Besonders? Unsinn. Sie ist genauso ein kauziger Sonderling, wie ihre Mutter. Nein, sie ist schlimmer, immerhin ist sie in einem dieser mordenden Clans aufgewachsen.“ (S. 149)
Ihre Reise ins Labyrinth verändert Onora durchgehend. Sie lernt viel über sich selbst kennen und wächst, wenn sie sich nun nicht gerade in Visionen und Märchen verliert und dadurch das Leben von sich und ihren Begleitern in Gefahr bringt. „Denn die Frau, die wie eine Dorne um Onora gewachsen war, hatte ihre Träume mit der Zeit verbrannt wie trockenes Laub. Die Frau hatte zu viel Angst vor der Welt gehabt, um das Unsichtbare, Unhörbare und Unspürbare zu glauben – oder an sich selbst.“ (S. 270)
Es ist schon bezeichnend für ein Buch, wenn „das Ungeheuer“ Hecser das einzige Wesen mit etwas Verstand ist, obwohl er kein Herz und keine Gefühle hat. Obwohl seine Entscheidungen fragwürdig sind, sind seine Ziele und Intentionen von vornherein klar. Wie Onora auf ihn reagiert, ist dagegen überhaupt nicht nachvollziehbar. Vor allem ein Vorkommen ist absolut fragwürdig: Hecser beschützt Onora in der einen Szene vor einer Vergewaltigung, was sehr nobel von ihm ist. Doch ein paar Seiten später, nimmt er sie selber. „Ihm kam eine verlockende Idee. Wenn dieser Geist nur Jungfrauen befiel, wie die Dorfbewohner behaupteten … dann konnte er Silbervogel (Onora, Anm. der Bloggerin) ja doch helfen.“ (S. 317) Onora hat dabei Visionen und bekommt von dem Akt nichts mit. „Was immer ihre fehlte, Hecser hatte es sich genommen!“ (S. 325) Und statt wirklich wütend auf ihn zu sein und ihm Vorwürfe zu machen, versinkt sie in ihren Gedanken. Später folgt ein lahmer Erklärungsversuch, nachdem Hecser ohne jegliche Emotion seine Liebe erklärt und Onora sich schon längst sicher war, ihn ebenfalls zu lieben. „»Und jetzt sieh mir in die Augen und sag mir, dass es dir nicht gefallen hat. Sag mir, dass es nicht angenehm war!«
Onora sah in seine immergrünen Augen und verunsicherte. »Ich … Ich weiß nicht, was es war … Ich habe fast die ganze Zeit über geschlafen …« »Warum beklagst du dich dann? Ein schlichtes Danke würde genügen!«“ (S. 352)
Ich war sprachlos nach diesen Vorkommnissen. Das ist, als wenn ein Junge sein Mädchen in einem Club zufällig trifft, ihr was in den Drink mischt, sie betäubt nimmt und ihr anschließend sagt, er habe das nur gemacht, um sie vor anderen zu beschützen, die dasselbe getan hätten. UND NUN SEI DANKBAR! Ist es weniger eine Vergewaltigung, ein emotionaler Missbrauch, weil es für einen guten Zweck war? Weil Hecser Onora vor dem bösen Wintergeist in ihr beschützen wollte? Macht es das weniger übergriffig? Die Birkenbraut & ihr Ungeheuer wird als magischer und romantischer Dark-Fantasy-Roman bezeichnet. Magisch, ja vielleicht ein bisschen; dunkel, auf jeden Fall, da alle Wesen irgendwie blutrünstig ist; aber romantisch? Nach der Vergewaltigung entdecken sie ihre Gefühle für einander, sehr romantisch. Nicht.
Nach der Hälfte des Buches habe ich nur noch quer gelesen, da Onora träumerisch durch die echte Welt wandelte und nichts begriff. Das beste an dem ganzen Buch war das Ende, da es nicht besonders glücklich war.
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