Titel: Das Glück hat Acht Arme
Autor: Shelby Van Pelt
Übersetzer: Andre Fischer
Verlag: Krüger
Seiten: 460
gebundene Ausgabe
Klappentext
„Im Allgemeinen mag ich Löcher. Das Loch oben in meinem Becken bringt mich in die Freiheit.
Aber das Loch im Herzen dieser Frau gefällt mir nicht. Sie hat nur ein Herz, nicht drei wie ich.
Tovas Herz.
Ich werde alles tun, was ich kann, um es zu flicken.“ (S. 306)
Dieses Buch ist definitiv ein Jahreshöhepunkt. Marcellus ist so ein faszinierender Charakter, der die Geschichte ebenso bereichert, wie das Leben von Tova und Cameron.
Marcellus ist ein Riesenkraken in einem Aquarium, der nicht nur drei Herzen hat, sondern auch einen außergewöhnlichen Verstand. „Ich besitze eine halbe Milliarde Neuronen, verteilt auf acht Fangarme. Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob ich in einem einzigen Tentakel mehr Intelligenz besitze als ein Mensch in seinem gesamten Schädel.“ (S. 100) Der Verschluß an seinem Aquarium hindert ihn nicht daran, seinen Speiseplan selbstständig zu erweitern.
Tova Sullivan ist 70 Jahre alt und arbeitet abends, wenn alle Besucher verschwunden sind, in dem Aquarium. Sie kümmert sich nicht nur um die Reinheit der Böden, sondern auch um die Fingerabdrücke an den Aquarien. Dabei redet sie mit allen Bewohnern. Eines Abends ertappt sie den Riesenkraken auf einem seiner Streifzüge und rettet ihm das Leben. Es entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft.
„Menschen. Meistens sind sie stumpfsinnig und tollpatschig. Doch hin und wieder sind sie erstaunlich kluge Geschöpfe.“ (S. 453)
Cameron ist 30 Jahre alt und hatte im Leben nicht besonders viel Glück. Er war neun, als seine Mutter ihn bei seiner Tante gelassen hat; als er jetzt schon wieder seine Arbeit verliert, wirft seine Freundin Katie ihn kurzerhand raus. Er beschließt, endlich seinen Vater zu suchen, fährt nach Norden und kommt in eine kleine Stadt, in der er vorerst Arbeit in einem Aquarium findet. Dort begegnet er nicht nur Tova, sondern auch dem Kraken Marcellus.
Marcellus ist ein wirklich phantastischer Charakter, der der Geschichte so viel Gefühl, Humor und Tiefe gibt. Ohne ihn wäre sie nur halb so liebevoll und spannend. Die beiden menschlichen Charaktere könnten kaum unterschiedlicher sein, und ohne Marcellus wären sie einfach nur eine alte Frau und ein hoffnungsloser 30jähriger. Ich kann kaum in Worte fassen, wie wundervoll dieses Buch ist, ohne alles zu verraten. Auf Seite 286 hatte ich eine Eingebung, wer der Vater von Cameron sein könnte. Bis dahin habe ich immer hin und her überlegt, wer es sein könnte, ob sein Verdacht stimmt und war überrascht, wie es am Ende ausgegangen ist.
So eine wundervolle und schöne Geschichte um einen Riesenkranken in Gefangenschaft.
„1299. Tag in Gefangenschaft [...]
Ich muss darauf hinweisen, dass unsere gemeinsame Zeit nur von kurzer Dauer ist. Auf dem Schild findet sich auch eine weitere Information: die durchschnittliche Lebensdauer eines Pazifischen Riesenkraken.
Vier Jahre.
Das sind 1461 Tage.
Wenn das zutrifft, werde ich hier sterben, in diesem Becken. Noch einhunderteinundsechzig Tage, dann ist mein Strafmaß voll.“ (S. 8)
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