Klappentext
„Aber weißt du, wenigstens in Büchern, Liedern und Filmen will ich einen blauen Himmel, schöne Gegenden und glückliche Menschen haben.“
(S. 196)
Hanne ist der zweite Teil der Mütter-Trilogie und schließt unmittelbar an den ersten an. Minnas Geschichte fing 1920 in Düsseldorf an und der erste Band endete in den 50er Jahren in Minden. 1952 ist Hanne elf Jahre alt und Minnas einzige Tochter. Sie leben zusammen in einer kleinen Wohnung in Minden; der Vater von Hanne hat Minna für eine andere Frau verlaßen. Der zweite Teil endet im Jahre 1978, nicht lange nach dem Epilog des ersten Teils.
Hannes Geschichte ist keine sehr schöne. Sie ist ein Kriegskind, wächst ohne Vater auf und obwohl ihre Mutter Minna recht modern ist, sind es die anderen Menschen meistens nicht. Doch die schwierige Schulzeit ist nicht ihr einziges Problem, denn sie steckt sich bei Minna mit Tuberkulose an und muß ständig für mehrere Monate in Heilanstalten verbringen. Die Tuberkulosekrankheiten von beiden haben ihre Leben nachhaltig verändert. „Die Leute gehen nicht zu einer, die TB hatte, weil sie Angst haben, sich anzustecken. Dabei hätten sie mich in Bad Lippspringe gar nicht entlassen, wenn ich noch ansteckend gewesen wäre[…].“ (S. 99)
Obwohl Hanne die Größe und Schlankheit von Minna geerbt hat, ist sie längst nicht so durchsetzungsfähig wie sie. Sie gibt nie Widerworte, ist sehr ergeben und ein stilles Kind, das zu einer naiven jungen Frau heranwächst. Weil Minna ihre Tochter beschützen will, trichtert sie ihr ein, ja nicht mit einem Kind nach Hause zu kommen. Wie diese entstehen, das erzählt sie ihr allerdings nicht.
Während Minna meistens fröhlich war, trotz Krieg, Armut und treulosen Männern, ist Hanne vor allem still. Sie nimmt vieles irgendwie hin und ist hauptsächlich unglücklich, geradezu verbittert. Diese Reihe strotzt nur so vor unangenehmen Männern, die geheiratet werden, und von Schicksalsschlägen, die einen nahezu in den Keller ziehen. Minna hatte genug Kraft, sich aus allem herauszuziehen und immer das Beste aus den Situationen zu machen, während Hanne wie eine Blume eingeht. „Sie hatte nie gelernt, glücklich zu sein, den Moment zu genießen, den Augenblick zu leben. Ihre ganze Kraft hatte sie immer darauf verwendet, sich nicht anmerken zu lassen, wie sie sich fühlte.“ (S. 527)
Obwohl ich bei diesem Buch lange, deprimierende Strecken hatte, hat mich die Geschichte um Hanne ebenso fasziniert wie die von Minna. Im ersten Buch wurde ein großes Familiengeheimnis erwähnt und ich hatte schon die wildesten Vermutungen. Nach diesem Buch ist ein großer Teil dieses Mysteriums (dem Leser) bekannt, jedoch noch nicht ausgesprochen. Der Epilog legt nahe, daß es genau darum im dritten Teil Romy – Mädchen, die pfeifen gehen wird. Dieses Buch erscheint in diesem Sommer und ich bin schon sehr gespannt, wie die Trilogie zu Ende geht.
Kommentar schreiben