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Die Fahrt der Steampunk Queen

Titel: Die Fahrt der Steampunk Queen 

Herausgeber: Marianne Labisch 

Autoren: Gerd Scherm, Rainer Schorm, Christian Künne, Ansgar Sadeghi, Susan Obando Amendt, Andreas Flögel, Felix Woitkowski, Sascha Dinse, Arno Endler, Frederic Brake, Eska Anders, Marianne Labisch

Verlag: p.machinery

Seiten: 180 (mit meiner Einstellung)

eBook

 

Klappentext:

Die Schriftstellerin Susanne Haberland verließ diese Welt am 1. April 2016. Ihre Kurzgeschichten und Romane spielten überwiegend in Steampunkwelten. Zur Erinnerung an Susanne und ihr Werk schicken Marianne Labisch und Gerd Scherm einen Schaufelraddampfer, die Steampunk Queen, gemeinsam mit zehn weiteren Autoren auf eine Reise über das Mittelmeer.

Ursprünglich als Anthologie geplant, wurde aus der guten und intensiven Zusammenarbeit aller Beteiligten ein Roman, dessen einzelne Episoden ein unterhaltsames Ganzes bilden.

 

Ich habe dieses Buch als eBook bei einer Leserunde bei lovelybooks gewonnen, wo es zu jeder Episode einen Austausch mit anderen Lesern und den Autoren gab.

 

„Die Person, der das Schiff gehört, stirbt und niemanden scheint das groß zu interessieren.“ (S. 145)

 

Die Fahrt der Steampunk Queen ist eine Kurzgeschichtensammlung, die zu einer zusammenhängenden Geschichte wird. In der gebundenen Ausgabe dieses Buches finden sich farbige Illustrationen zu den einzelnen Episoden. So gibt es zu Beginn einen Reiseplan, der stimmig ins Konzept passt und Ich kann mir gut vorstellen, wie jeder Reisegast diesen Plan bei Betreten der Steampunk Queen in die Hand gedrückt bekommt.

Die anderen Bilder untermalten die einzelnen Kurgeschichten, passen aber farblich nicht so gut in das Buch. Wie beim Cover, fehlen mir die typischen Steampunk-Farben. Einige wenige Bilder sind stimmig, doch die meisten sind zu knallig und wirken nach einer Geschichte wie ein Fremdkörper. Am Ende des Buches gibt es eine bildhafte Auflistung der Besatzungsmitglieder und Passagiere.

 

„Ich glaube nicht, dass so etwas wie die Seele existiert […]. Sie ist nichts weiter als ein Konstrukt, erdacht von jenen, deren Arroganz sie dazu verleitet hat, sich selbst mehr Bedeutung beizumessen, als ihnen gebührt.“ (S. 95)

 

Zwölf Autoren, Dreizehn Geschichten, und das einzige, was sie wirklich verbindet ist der Ort des Geschehens: der Dampfer Steampunk Queen. Gleich in der ersten Geschichte von Gerd Scherm: Die Vorgeschichte zur Fahrt der Steampunk Queen erfährt der Leser, wie das Schiff zu dem Namen gekommen ist, „das nach Wunsch von Lord Summer Steampunk Queen heißen sollte.“ (S.12) Dabei kommt die Frage auf, warum ein Brigadier der britischen Armee und Lord zu Beginn des 20. Jahrhunderts sein Schiff „Steampunk“ nennen sollte, da dies doch die Bezeichnung des Genres der Kurzgeschichten ist und „Punk“ eher abwertend genutzt wurde. Im Mittelalter hat sich auch niemand als „mittelalterlicher Priester“ bezeichnet, sondern einfach als Priester.

Obwohl es dampfbetriebene Maschinen und Wunderwerke gibt, sind sie nicht so alltäglich wie in anderen Geschichten aus diesem Genre. Sie fallen wie Fremdkörper auf und werden von anderen Menschen seltsam begutachtet. Besonders steampunkig ist keine Geschichte und mit ihren fabelhaften Wesen wie Elfen, Vampire und Geister erinnern sie eher an das Fantasy-Genre. Hinzu kommen die gleichen historischen Ereignisse (Aufstände der italienischen Faschisten) und politischen Richtungen (Kommunisten), wie sie in unserer Welt existieren, was der Illusion einer dampfbetriebene, besseren Welt den Antrieb nimmt. 

Die Passagiere und Besatzungsmitglieder sind so unterschiedlich, wie sie zahlreich sind. Unter ihnen Archäologen, Ermittler, Vampire, einedampfbetriebener Androiden, eine schwarze Sängerin, Erfinder und Menschen mit magischen Begabungen, ein Heizer mit einem Splitter im Kopf, der das Flüstern der Maschinen hört, und eine Frau, die gedanklich Maschinen reparieren kann.

Neben dem Ort des Geschehens, finden sich zuweilen kleine Anspielungen auf andere Geschehnisse, die die Kurzgeschichten verbinden. So hat der Androide die Vermutung, jemand wäre in seine Kabine eingebrochen, während ein paar Geschichten später ein Passagier genau dies in seinem Wahn tut. Obwohl bereits zu Beginn eine Leiche erwähnt wird, fragt man sich bis zur Vorletzten Episode, wie es dazu gekommen und was aus dem Mörder geworden ist.

Vielleicht liegt es an meinen Erwartungen, denn der Text in der Leserunde ließ auf Ermittlungen und Abenteuer schließen.

Kommt mit auf die Reise der Steampunk Queen, einem Schaufelraddampfer auf Jungfernfahrt. Eine illustre Gesellschaft hat sich gefunden, aber es gibt auch Reisende der zweiten und dritten Klasse. Noch bevor die Fahrt beginnt, gibt es eine Tote und bei der wird es nicht bleiben. Immer wieder verschwinden Menschen spurlos. Was hat es wohl damit auf sich?“ (Leserunde bei lovelybooks)

 

Marianne Labischs: Das Tagebuch der Laura März ist eine Zusammenfassung der Ereignisse auf der Steampunk Queen und sucht die Lösung der vielen Vermissten und Toten. Gerd Scherms: Der Bericht des Kapitäns beendet die Jungfernfahrt. Beide Geschichten haben mir von der Idee her gut gefallen,  jedoch erscheint die Erzählweise der letzten Episode wie ein schnelles Abarbeiten der Geschehnisse. Diese Wirkung hatte schon die Einführung in das Buch vom gleichen Autor: Die Vorgeschichte zur Fahrt der Steampunk Queen. Dort hatte ich den Eindruck eines Referats vor einer Schulklasse, in der alle Fakten möglichst kompakt vorgetragen werden, wobei der Vorträger nervös ist und besonders schnell redet.

 

Ein paar Geschichten haben mich auf Grund ihrer Melancholie (Christian Künne: Thalassas salzige Tränen), des alles durchdringenden Wahns (Sascha Dinse: Eidolon) oder des überraschenden Endes (Arno Endler: Das Scheitern des Erfinders) angesprochen. Die Mehrzahl jedoch war nicht sehr fesselnd, spannungsgeladen oder überragend. Insgesamt hat mir Die Fahrt der Steampunk Queen nicht gefallen und ich habe das Ende herbeigesehnt.

 

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