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Schöne Neue Welt von A.Huxley

Titel: Schöne Neue Welt – Ein Roman der Zukunft

Autor: Aldous Huxley

Übersetzer: Uda Strätling

Verlag: Fischer Klassik

Seiten: 363

Taschenbuch

 

Klappentext:

1932 erschien eines der größten utopischen Bücher des 20. Jahrhunderts: ein heimtückisch verführerischer Aufriss unserer Zukunft, in der das Glück verabreicht wird wie eine Droge. Sex und Konsum fegen alle Bedenken hinweg und Fertilisationssrtationen haben das Fortpflanzungsproblem gelöst. Es ist die beste aller Welten – bis einer hinter die Kulissen schaut und einen Abgrund aus Arroganz und Bosheit entdeckt.

 

Endlich erscheint die längst fällige Neuübersetzung von Uda Strätling. Das prophetische Buch, dessen Aktualität jeden Tag aufs Neue bewiesen wird, erhält eine sprachlich zeitgemäße Gestalt.

 

„Wie viele herrliche Geschöpfe hier! Wie schön die Menschheit ist! O schöne neue Welt, die solche Wesen trägt.“ (S. 161)

 

Wenn 1984 von George Orwell uns vor dem Großen Bruder und seiner Überwachung warnt, vor der Einschränkung der Sprache und somit des Denkens, und am Ende ein Negativbeispiel für Kommunismus darstellt, so wird in Aldous Huxles Schöne Neue Welt der Kapitalismus in seiner Schlechtigkeit präsentiert. Die Geschichte ist eine Warnung vor Identitätsverlust, vor Konditionierung und Hypersexualität. Jeder gehört jedem, schlechte Gefühle werden mit der Droge „Soma“ vertrieben und Konsum und Spaß steht über allem. Individualität, Kunst und Philosophie werden auf eine einsame Insel versetzt, wo sie keinen Schaden am Kollektiv anrichten können.

 

„KOLLEKTIVITÄT, IDENTITÄT, STABILITÄT“ (S.7)

 

Zunächst wird die Fortpflanzung in der „Schönen neuen Welt“ ausführlich beschrieben, denn Vater und vor allem Mutter sind obszöne Worte und eine Familie kennen die Menschen nicht mehr. Die Reproduktion und Erziehung liegt in der Hand des Weltstaates. Im City-Brüter und Konditionierungscenter London wird dieser Prozess ausführlich erklärt, ebenso das Kastensystem und die Konditionierung. Jeder Mensch hat seinen Platz, ist überaus glücklich darüber und stärkt so das Kollektiv. In den niedrigeren Kasten (Delta, Gamma und Epsilon) gibt es Chargen von Menschen, die durch Verknospung entstanden sind und alle gleich aussehen. In den höheren Kasten (Alpha und Beta) gibt es keine Chargen, sondern Individuen, die größer, stärker und gesünder sind. Sie bilden die Führungskräfte und Eliten. Die Frauen sind zu 70% Freemartins, d.h. steril. „Denn in den allermeisten Fällen […] ist Fertilität nur störend. Unter zwölfhundert ein fruchtbarer Eierstock – das wäre für unsere Zwecke vollkommen ausreichend. Nur brauchen wir eben auch eine ordentliche Auswahl.“ (S. 19)

Sexualität spielt schon in den frühesten Jahren eine große Rolle. „Verschiebe nie auf morgen, wem du´s heute kannst besorgen […].“ (S. 107) Ebenso wie die Kastenbindung und die Gewöhnung an den Tod. „Alpha-Kinder tragen Frau. Sie arbeiten viel härter als wir, weil sie so furchtbar schlau sind. Ich bin wirklich heilfroh, dass ich ein Beta bin, denn ich muss nicht so hart arbeiten.“ (S. 36) Sobald ein Gefühl aufkommt, wird es durch den Konsum vertrieben. Zur Not hilft die Droge „Soma“. „Jederzeit nach Belieben einen Kurzurlaub von der Realität und eine Rückkehr ohne jeden Kopfschmerz  […].“ (S. 65) Die Protagonistin ist Lenina, eine Beta wie sie erwünscht ist.

 

Die Antagonisten in diesem Buch sind Bernard Marx, der durch seine körperliche Unzulänglichkeit als Alpha vor Unsicherheit strotzt,  und Helmholtz Watson, der unter mentalem Überschuss leidet. Beide sind dieser Welt überdrüssig. Bis Bernard Marx aus einem Reservat in New Mexico einen Wilden und seine (werde jetzt nicht rot!) Mutter zurück nach London bringt, wissen die beiden nichts mit ihrem Überdruss anzufangen.

John Savage, der Wilde, wurde auf natürlichem Wege gezeugt und geboren, obwohl seine Mutter Linda eine Beta aus London war. Linda hat ihm von der anderen Welt erzählt, die für ihn immer wie das Paradies klang. Doch sieht die Realität anders aus. „Heute aber ist die Welt stabil. Die Menschen sind glücklich, sie haben alles, was sie wollen, und nie wollen sie, was sie nicht haben können. Es geht ihnen gut, sie leben in Sicherheit, sie sind niemals krank, sie fürchten den Tod nicht, sie wissen nichts von Leidenschaft, nichts vom Altern […], sie sind so konditioniert, dass sie praktisch nicht anders können, als sich zu verhalten, wie sie es sollen.“ (S. 251)

 

Während die Parallelen zwischen unserer Zivilisation und der in 1984 nur marginal sind, springen sie in Schöne neue Welt direkt ins Auge. Vielleicht ist die heutige Wissenschaft noch nicht so weit, Kinder in Flaschen großzuziehen, doch die nächtlichen Einflüsterungen und das Konsumverhalten sind heutzutage nicht mehr nur Fiktion.

 

Ich empfehle jedem diese beiden genannten Bücher zu lesen und mich vom Gegenteil zu überzeugen. 

 

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