Titel: Der Lehrling des Feldschers (Band 1)
Autor: Greg Walters
Seiten: 402
Taschenbuch
Reihe: Die Feldscher-Chroniken
Klappentext:
Als plündernde Soldaten Gustavs Familie und Zuhause zerstören, ändert sich auch sein Leben von Grund auf. Der Wundarzt Martin nimmt ihn auf und offenbart Gustav eine Wahrheit, die für ihn alles ändert. „Gustav, ich muss dir sagen, es gibt auf der Welt Dämonen, die sich von Menschenfleisch ernähren. Genau deshalb sind wir hier auf dem leichenübersäten Schlachtfeld. Die Toten sind ihre Belohnung dafür, dass sie am Tage für die Sache der Menschen gekämpft haben und wir Feldschere sind hier, um ihre Verletzungen zu heilen.“
„Ohne das Beherrschen dieser Sprache bleibst du ein Quacksalber und wirst niemals ein schwarzer Feldscher, weil dir sämtliche Werke der Altvorderen verborgen bleiben werden. Ich kann dir viel beibringen, aber Weisheit kann man nur mit der Hilfe von Büchern erlangen […]“ (S. 159)
„Bildung wird überschätzt. Ich habe mal einen Lehrer gefressen, danach war ich auch nicht schlauer. Da hätte ich auch einen Schweinehirten nehmen können.“ (S. 221)
Der Lehrling des Feldschers ist der erste Teil der Feldscher-Chroniken und ein historischer Roman mit phantastischen Elementen.
1618, Zu Beginn des 30jährigen Krieges, ist ein roter Komet am Himmel zu sehen. Es wird behauptet, dass dieser Komet die Ursache für den Dämonenbefall im Deutschen Reich sei. „Nun ja: Beide Seiten, sowohl Union als auch Liga, wollen die Kraft der Dämonen für sich nutzen. Es gibt ein geheimes Ritual, das es uns Feldscheren erlaubt, sie tagsüber in Menschen fahren zu lassen. Dadurch verstärken sich die Kräfte dieser Kämpfer um ein Vielfaches.“ (S. 94)
Gustav verliert im 25. Kriegsjahr seine Familie an plündernde Soldaten. Die letzten Worte seines Vaters bringen ihn zu den Schweden der Liga, wo er auf den Feldscher Martin trifft. Dieser nimmt ihn kurzerhand in die Lehre.
Gustav ist 18 Jahre alt und arbeitete in der Köhlerei seines Vaters, die er später mal übernehmen sollte. Doch als rebellischer Jüngling wollte er sich lieber der Armee der Union anschließen. Als er nach dem Angriff auf seine Familie das Lager der Schweden erreicht, ist er voller Schmerz und Wut, und hilflos wie ein kleiner Junge. Diese Unbeholfenheit legt er auch während des gesamten Geschehens nicht ab. Obwohl seine Lehre bei dem Wundarzt Martin vielseitig und anstrengend ist, ist Gustav überaus froh eine Bestimmung für sein Leben gefunden zu haben. Seine Offenheit gegenüber neuen Charakteren wirkt naiv, doch beweist er nicht nur Einfühlungsvermögen sondern auch eine Geistesschärfe, die ihm vermutlich niemand zugetraut hat.
Neben Gustavs Ausbildung gibt es noch zahlreiche andere Themen, die in diesem Buch angesprochen werden. Zuerst natürlich der religiöse Konflikt zwischen der katholischen Liga und protestantischen Union, in den sich die Dämonen mehr oder minder einmischen. Das Schicksal der Bevölkerung, welche unter den marodierenden Soldaten leidet, wird sichtbar.Verborgen bleiben dagegen die Interessen der Kriegsparteien, die nicht auf dem Schlachtfeld kämpfen. Zum Schluss kommt noch die moralische Frage der Dämonen auf, die dem Ganzen eine interessante Richtung gibt.
Der Lehrling des Feldschers ist durch seine Genre-Mischung vielschichtig und unterhaltsam. Besonders fällt die geschichtliche Einordnung in ein bekanntes deutsches Geschehen auf. Die Vermischung mit phantastischen Elementen ist subtil, sodass die Existenz von Dämonen in dieser Zeit durchaus denkbar ist.
Verschiedene Erzählstränge, die die Spannung aufrecht erhalten, fließen in die Handlung ein. Alle werden durch einen allwissenden Erzähler dargestellt. Diese Stränge bleiben hier unerwähnt, um nicht zu viel von der Geschichter zu verraten.
Das einzige, was mir negativ aufgefallen ist, ist das Wort „Pinkeln“. Es gibt bestimmt unauffälligere Wörter, um den Druck der Blase in einer unpassenden Situation kund zu tun. Es wirkt in den Buch plump und unpassend, da der Feldscher auf die äußere Wirkung und die Bildung seines Lehrlings besonders achtet und dann „pinkeln“ geht.
Insgesamt ist das Buch thematisch erwachsener als Die Farbseher-Saga oder die Bestien-Chroniken, ohne den unterschwelligen Humor des Autors zu verlieren. Die Protagonisten sind unterhaltsam. Bei den vielen Themen bleiben am Ende offene Fragen, doch die nächsten beiden Teile der Feldscher-Chroniken sind bereits in Planung.
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