Titel: Höhlenbrut (Band 2)
Autor: Klara Bellis
Seiten: 320
eBook
Reihe: Wintermaid (Band 1)
Achtung! Spoiler zu Band 1!
Klappentext:
So hatte sich Lhan ihre Flucht nicht vorgestellt. Kaum ihren Häschern entkommen, landet sie als verhasste Jägerin im Kerker der geisterhaften Ewigen. Doch der geheimnisvolle Drohnenkrieger Mo verhilft ihr zur Freiheit. Denn die Anführerin seiner Drohneneinheit liegt im Sterben und nur das Wasser des Lebens kann ihr noch helfen: ein sagenumwobenes Elixier aus den finsteren Tiefen der Bergwelt. Um den Ewigen ihre Loyalität zu beweisen, begibt sich Lhan gemeinsam mit Mo auf die waghalsige Suche nach dem Elixier. Sie ahnt nicht, dass ihre Feinde längst auf der Jagd nach ihr sind.
„Ich bin enttäuscht von denen, die ich all die Jahre für Götter hielt […]. Ihr seid kein bisschen besser als die Männer, die ihren lächerlichen Aberglauben und ihren noch viel lächerlicheren Kaiser als Ausrede vor sich hertragen, um andere zu schikanieren. Nein! Ihr seid schlimmer, denn ihr handelt genauso grausam, obwohl ihr es besser wisst.“ (S. 206)
Wintermaid endet mit der Befreiung von Lhans Mutter aus einer Gerberei. Höhlenbrut schließt lückenlos daran an. Als sie auf ihrer Reise zurück zum Berg eine Rast machen, erzählt Lhan ihrer Mutter ihre Geschichte.
Nachdem Lhan dem männerdominierenden und frauenunterdrückenden Dorf entkommen ist, findet sie sich in den Fängen der Eisgeister wieder. Obwohl Mo ihr das Paradies unter dem Berg versprochen hat, begegnet ihr dort vor allem Ablehnung.
In diesem Buch wird die begonnene Kritik an der Frauenunterdrückung in vielen Teilen der Welt weitergeführt. Die Männer, die Lhan jagen und die Eisgeister vernichten wollen, sind das beste Beispiel dafür. Bereits in Wintermaid habe ich das herrschende Frauenbild ausführlich beschrieben.
Die Gesellschaft der Eisgeister ist anders. Ob das besser ist, muss der Leser für sich entscheiden. Jeder ist bei den Ewigen, wie sie sich selbst nennen, willkommen. Sie sind gebildet und geben ihr Wissen auch an Außenstehende weiter. Sie sind in ihrer Gesellschaft alle gleich gestellt und werden nach ihrem Können beurteilt, nicht nach ihrem Geschlecht. Deswegen besteht die Spitze des Drohnenheeres (der Armee) aus Männern und Frauen, sowohl Ewige als auch Menschen. Die Ewige Königin besteht mehr aus einem Kollektiv, als einer einzelne Person.
Kritikwürdig ist die Partnerwahl: Die Frauen haben vier Väter für ihr Kind, wofür ich keine Begründung gefunden habe. Außerdem durchlaufen die Eisgeister Zyklen, in denen sie mal Männer oder Frauen als Gefährten bevorzugen. Generell ist das Beziehungssystem sehr undurchsichtig. Sie sind die diversesten Wesen in dem ganzen Buch.
Sie erscheinen den Menschen als schneeweiß mit schwarzen Augen, weswegen sie auch Eisgeister genannt werden. Untereinander sehen sie sich aber in ihrer wahren Gestalt: bunt.
Zum Ende des Buches gibt es im Kapitel „Zu einer anderen Zeit in einer anderen Welt“ eine kleine Linksammlung der Autorin über die Unterdrückung der Frau in allen Teilen der Welt.
Lhan und Mos Geschichte ist durcheinander, teilweise vorhersehbar und sehr verstrickt. Am Ende war ich mir nicht mehr sicher, was nun wirklich passiert ist. Obwohl Lhans Gefühlswelt einer Achterbahn gleicht, konnte ich am Ende ihren Unmut über die Ewigen und Mo nachvollziehen.
Am Ende ist Höhlenbrut ein Beleg, dass selbst die aufgeklärteste und diverseste Gesellschaft in alte Muster verfallen kann und damit schlimmer ist, als ihre Feinde. Das Ende ist offen für Interpretationen. Reagiert Lhans Mutter mit Ablehnung auf Lhans Erzählung, weil sie sich um Lhan sorgt, die Eisgeister fürchtet oder weil ihre angelernten Gesellschaftsregeln so tief sitzen wie einst bei der Wintermaid?
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