Titel: Puppenspiel
Autor: Andreas Aschberg
Verlag: Storyhouse Verlag
Seiten: 486
gebundene Ausgabe
Klappentext:
2037. Das Lifenet hat gerade das Internet abgelöst. Harte Zeiten für Rentner wie Egidius Stahl, geboren noch vor Einführung des Farbfernsehens, in einer Zeit, als Telefone noch Wählscheiben hatten. Aber wenn Egidius seine sehr nette, neue Klientin retten will, dann muss der Privatermittler wohl oder übel mitten hinein in die virtuelle Welt. Dabei weiß er noch nicht einmal, wie man einen Plasmatank benutzt. Viel Zeit, es herauszufinden, hat er nicht. Denn während in Potsdam die Vorbereitungen der von vielen argwöhnisch beäugten Europrotect-Konferenz anlaufen, steht plötzlich nicht mehr nur das Leben seiner Klientin und seiner beiden jungen Gehilfen auf dem Spiel, sondern auch das des deutschen Außenministers. Von seinem eigenen ganz zu schweigen.
„Ziel des Spiels, wie wir es nennen, ist es, eine Person das tun zu lassen, was wir wollen“[…]. (S. 333)
Dieses Buch hat mir vor allem wegen seiner Aktualität und der leisen Kritik an der heutigen Zeit gefallen. Deutschland im Jahre 2037 gleicht einer unheimlichen, nicht sehr abwegigen Zukunftsvision. Der Fall von Stahl&Partner ist ein roter Faden, der die ganzen Geschehnisse zusammen hält.
Das Internet wurde durch das LifeNet ersetzt. Jeder trägt jetzt eine LifeNet-Brille und ist konstant online. Für die Aktualisierung von Profilen gibt es Personality-Guides. Es gibt Plasmatanks, die die Menschen in virtuelle Spielwelten befördern, in denen sie tagelang bleiben können. Das wirkliche Leben spielt sich hauptsächlich online ab.
„Gutes Leben wurde immer mehr zum Synonym für virtuell angereichertes Leben. Sich allein auf seine natürlichen Sinne zu verlassen, kam einer unangenehmen Einschränkung gleich die niemand mehr hinnehmen mochte. Zum Wahren Leben gehörte mehr!“ (S. 62)
Auch das Klima wird immer mal wieder im Buch erwähnt. So macht der April, was er will, doch scheint es das ganze Jahr über Aprilwetter zu geben.
„Auf jeden Fall hatte sich die Erde in den letzten 100 Jahren mehr aufgeheizt als gut für sie war […]. Wobei einige Lifenet-User darauf hinwiesen, dass 100 Jahre im kosmischen Maßstab betrachtet nicht gerade eine Ewigkeit waren und wohl kaum ausreichten, den Biorhythmus eines ganzen Planeten durcheinander zu bringen.“ (S. 59)
Neben dem Klima und dem Lifenet ist auch die Politik, speziell die Masseneinwanderung, ein großes Thema. So gehört der Islam zum wesentlichen Bestandteil von Europa. Arabisch hat sich in die deutsche Sprache integriert. Die Kultur der Muslimen hat sich in die deutsche geschoben, sodass es weite Teile in Deutschland gibt, in denen Frauen Burka oder Naqib tragen müssen. Auf der anderen Seite ist die Gesellschaft so tolerant allen gegenüber geworden, dass das Aussehen nicht mehr wichtig ist. Selbst die KIs, die viele Aufgaben im Servicebereich übernommen haben, sind divers gehalten, damit sich niemand diskriminiert fühlt.
Doch im Vordergrund steht der Fall von Marion Mannwalter, der Egidius Stahl und seine beiden Partner Lizz und Bülent in unendliche Weiten des LifeNet, aber auch an menschliche Abgründe führt. Es steht mehr auf dem Spiel, als das eigene Leben. Der Verlust der eigenen Identität und des eigenen Willens. Nicht nur in Puppenspiel ist dies ein großes Thema. Heutzutage verwenden wir Pseudonyme, um im Internet zu agieren, Politik und Konzerne nutzen das Internet, um Benutzer mit bspw. Werbung zu beeinflussen. Bewusst und unbewusst.
Wie weit die Menschen in 2037 bereit sind zu gehen, um ihre Ziele zu erreichen, lest selber nach, denn das würde zu viel der Handlung verraten.
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