Titel: Das Haus der verlorenen Kinder
Autor: Linda Winterberg
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Taschenbuch
„Doch die Welt hatte sich verändert, denn die Deutschen kamen immer näher und keiner wusste, was jetzt geschehen würde.“ (S.69)
Deutschland, Wiesbaden 2005
Maries Eltern sind in einem Autounfall gestorben, als sie noch sehr klein war. Deswegen hatte sie eine furchtbare Kindheit, wurde von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht. Als sie mit 18 die Sachen ihrer Eltern vom Unfall bekommt, findet sie unter den Dingen ihrer Mutter ein Foto von einem Haus. Kurzerhand entschließt sie sich, nach Wiesbaden zu ziehen und ihr Leben in Berlin mit all den schlechten Erinnerungen hinter sich zu lassen, um in diesem Haus, das ein Altenheim ist, ein freiwilliges soziales Jahr zu machen. Wird sie dort Antworten auf ihre Fragen finden?
Norwegen, Loshaven 1940
Lisbets Leben ist in Ordnung. Obwohl die Rationalisierungen langsam spürbar sind, sind die Nazis noch nicht in ihr geliebtes Dorf gekommen. Und ihre beste Freundin Oda und sie hoffen, dass es noch lange so bleibt. Doch das Glück ist schneller vorbei, als sie beide ahnen. Eines Tages kommen die Nazis doch in ihr Dorf, und bei Lisbet muss sogar einer im Haus wohnen. Doch Erich scheint ganz nett zu sein, und auch Oda findet gefallen an einem deutschen Soldaten. Dass es eigentlich falsch ist und die beiden der Feind sind, ist ihnen klar, doch gegen die Liebe kann man nichts machen.
Dieses Buch ist sehr berührend, und spannend. Was Marie und Lisbet gemeinsam haben, ist zwar schon von Anfang an klar, aber der Weg dahin, bis Marie endlich Antworten auf ihre vielen Fragen hat, ist sehr angenehm beschrieben und sehr fesselnd.
Lisbets Leben ist nicht das leichteste, schon gar nicht als Geliebte eines deutschen Soldaten in Norwegen, auch wenn sie versucht das geheim zu halten, im Gegensatz zu ihrer Freundin Oda. Welche Probleme diese Liebelei nach sich zieht, ist ein unglaublich langer, nicht abzusehender Rattenschwanz. Geschichtlich sehr interessant, ich wusste vorher nichts von den Deutschenmädchen und ihren Kindern. Und auch was nach dem Krieg mit diesen Frauen und Kindern passiert ist, ist sehr spannend.
Der Roman ist sehr flüssig zu lesen, der Erzählstil sehr angenehm. Das Buch lässt sich trotz des schweren Themas sehr leicht lesen, man vergisst dabei die Zeit vollkommen. Auch die Sprünge zwischen 2005 und 1940 sind nicht abrupt, sondern nachvollziehbar. Wer gerne historische Romane liest, dem empfehle ich dieses Buch.
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